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Unterfranken: Fachkräftemangel nimmt weiter zu

28.01.2022, 06:30 Uhr in Lokales
Ein Handwerker beim Schweißen von Metall
Foto: Janno Nivergall/Pixabay

Volle Auftragsbücher im Handwerk sind gut und wichtig für die Betriebe, führen aber auch zu längeren Wartezeiten. Nicht zuletzt, weil qualifiziertes Personal fehlt.

2563 junge Menschen haben 2021 in Unterfranken eine Ausbildung begonnen. Das geht aus den Zahlen der Handwerkskammer für Unterfranken hervor, die sie am Donnerstag vorgestellt hat. 2563 Ausbildungsstarts, das sind 13 mehr als 2020, knapp 200 weniger als vor der Pandemie. Aber nicht annähernd genug, um alle freien Stellen zu besetzen. Zwischen 1100 und 1200 Ausbildungsstellen sind aktuell unbesetzt.

Hohe Dunkelziffer

Michael Bissert, Präsident der HWK-Unterfranken, geht davon aus, dass es sogar noch mehr sind: „Die Dunkelziffer ist sicher noch höher, viele Betriebe suchen nicht mehr offiziell, sondern direkt über Social Media nach Azubis oder schreiben gar keine Stellen mehr aus, weil sich in den letzten Jahren niemand bei ihnen beworben hat, obwohl der Bedarf vorhanden wäre“, so Bissert. Schuld daran sei aber nicht die Pandemie. Corona sei nur der Katalysator, die Probleme hätten bereits vorher, vor allem durch den Demographischen Wandel, bestanden.

Das Handwerk als Arbeitgeber müsse weiter beworben und attraktiver für junge Menschen werden. Angefangen bei der Modernisierung der mittlerweile in die Jahre gekommenen Berufsschulen über sichere Zukunftsperspektiven und interessante Entwicklungsmöglichkeiten. Helfen könne dabei auch die Politik.

Programm zum besseren Berufseinstieg soll fortgesetzt werden

So gibt es beispielsweise ein Programm, finanziert vom Freistaat Bayern, das Schülerinnen und Schülern, die sich im Unterricht und beim Übergang in die Arbeitswelt schwertun, sogenannte Berufseinstiegsbegleiter zur Seite stellt.

Diese arbeiten als Sozialpädagogen in den jeweiligen Schulen und beginnen ihre Arbeit kurz bevor es für die Schüler in die Arbeitswelt geht, und helfen ihnen bei der Orientierung, um herauszufinden, welche Ausbildung die beste ist. Aber auch nachdem der Jugendliche seinen Job gefunden hat, unterstützen sie noch, um sich an den Arbeitsalltag zu gewöhnen.

120 solcher Berufseinstiegsbegleiter gibt es derzeit in Unterfranken, das Programm läuft noch dieses Jahr. Unklar ist allerdings wie es danach weitergeht. Bissert wünscht sich von der Regierung, das sie eine langfristige Finanzierung und Fortführung dieses Programms ermöglicht.

Mehr Frauen für das Handwerk begeistern

Besonders auffällig ist zudem, dass deutlich mehr Schüler als Schülerinnen sich für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden, in den letzten Jahren nimmt dieser Trend sogar noch zu. Dem möchte die HWK entgegenwirken. Mit gezielter Werbug, dem Girlsday, einem Aktionstag für Mädchen und junge Frauen, der ihnen „typisch männliche“ Berufsfelder näherbringen soll, und entsprechenden Kampagnen, die erfolgreiche Unternehmerinnen und Handwerkerinnen in den Fokus stellen.

Auch Nachwuchs aus dem Ausland gefragt

Zusätzlich braucht es aber in den nächsten Jahren auch verstärkt Auszubildende aus dem Ausland, um den Bedarf an jungen Nachwuchskräften zu decken. Im Jahr 2021 haben zudem 170 Geflüchtete eine Ausbildung im Handwerk begonnen, damit setzt sich ein positiver Trend fort. Laut Bissert oft mit großem Erfolg.

Um weitere junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, findet zudem am 05.03.22 in Würzburg eine Ausbildungsmesse, der „Machertag“ statt, bei dem 26 Betriebe ihre Berufe vorstellen.