Würzburg: Soziologe der Uni Würzburg bewertet Anti-Corona-„Spaziergänge“ als besorgniserregend
In den vergangenen Wochen waren immer häufiger Anti-Corona-Spaziergänge eskaliert, zuletzt auch am Wochenende in Schweinfurt. Andreas Göbel, Soziologe an der Uni Würzburg, hält das für besorgniserregend.
An sich seien Demonstrationen für eine Demokratie ein sehr wichtiges Instrument. Allerdings würden diese Spaziergänge in den letzten Wochen immer mehr benutzt, um die rechtlichen Vorgaben für eine klassische Demonstration zu umgehen. Ab einem gewissen Punkt sollte in Bezug auf diese kollektiv verabredeten Spaziergänge von den Behörden interveniert werden. Wird beispielsweise durch die Polizei nicht eingegriffen oder auf Verstöße reagiert, lasse das die Situationen eskalieren anstatt sie zu deeskalieren.
Wie sich die Spaziergänge vor dem Hintergrund einer möglichen Impfpflicht weiter entwickeln, sei nur schwer vorherzusagen. Beispielsweise in Österreich habe aber bereits die Ankündigung einer Impfpflicht die Impfquote steigen lassen.
In ganz Deutschland sind am Wochenende Tausende auf die Straßen gegangen, um gegen die Corona-Politik zu demonstrieren. Die Stimmung war teils extrem aggressiv. Auch in Schweinfurt waren bis zu 2.000 Personen durch die Straßen gezogen – oft ohne Maske und Abstand. Im Großen und Ganzen seien die Demonstranten laut Polizei friedlich gewesen. Es hätten sich aber mehrere Dutzend Personen untergemischt, die immer wieder versucht hätten, die Stimmung aggressiv aufzuheizen.
Zehn Personen wurden festgenommen. Gegen zwei wurde inzwischen Haftbefehl erlassen, sie sollen versucht haben ein Polizeiauto anzuzünden. Zwei weitere Männer wurden schon am Montag im Zug eines beschleunigten Verfahrens verurteilt. Weil sie Polizisten angegriffen hatten, erhielten sie mehrmonatige Haftstrafen.