29. Würzburger Gedächtnislauf
Laufend Erinnerung bewahren
29. Würzburger Gedächtnislauf startet am 22. März um 11 Uhr im Würzburger Rathausinnenhof
Es geht nicht darum, einen neuen Weltrekord aufzustellen. Es geht überhaupt nicht um sportliche Höchstleistungen. Beim Würzburger Gedächtnislauf, der heuer am 22. März zum 29. Mal stattfindet, geht es darum, die Erinnerung an die Bombennacht des 16. März wachzuhalten. „Dieses Gedenken ist uns sehr wichtig“, sagt Manfred Eck von der Kolping-Mainfranken GmbH. Die organisiert den Würzburger Gedächtnislauf zusammen mit dem Verein „Stadtmarathon Würzburg“ und der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Der Würzburger Gedächtnislauf stößt alljährlich auf große Resonanz, mit zirka 500 Läuferinnen und Läufer wird auch heuer wieder gerechnet. Schirmherr des Laufs ist wie schon in den vergangenen Jahren, Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Startgeld verlangen die Veranstalter nicht, dafür bitten sie um eine Spende. Die fließen unter anderem an die Kolping-Stiftung, die bedürftige Familien aus der Region unterstützt. „Ein Ehepaar hat uns bereits 100 Euro gegeben“, berichtet Manfred Eck. Als unteren Richtwert empfiehlt das Organisationstrio ein Startgeld in Höhe von fünf Euro. In den vergangenen Jahren waren nicht wenige Läufer bereit gewesen, pro gelaufenem Kilometer einen Euro zu geben, da es ihnen wichtig war, benachteiligte Kinder aus Würzburg zu unterstützen.
Wer mitläuft, darf unter verschiedenen Etappenzielen wählen, erläutert Manfred Eck: „Neu ist, dass man in diesem Jahr nach fünf Kilometern am Kloster Oberzell offiziell aussteigen kann.“ Die Schülergruppe „Kolping Boys and Girls“ der Adolph-Kolping-Schule am Heuchelhof bietet an dieser Station ein leckeres Catering an. Neu ist heuer weiter, dass man sich bis 15 Minuten vor dem Start um 11 Uhr im Innenhof des Würzburger Rathauses für den Lauf anmelden kann, und zwar in einem Pavillon von Kolping: “Das funktioniert über das Handy.“ Via QR-Code checkt man sich für den Lauf ein.
An allen Etappenzielen wird es erstmals in diesem Jahr Zielbanner geben. „Bisher hatten wir die einzelnen Etappen nicht markiert“, berichtet der Kolping-Mitarbeiter. Die Plakate weisen nicht nur darauf hin, dass ein bestimmtes Ziel erreicht ist: Sie bieten auch Gelegenheit, sich davor zu fotografieren. Urkunden können übers Internet ausgedruckt werden.
Für Erfrischungen während des Laufs ist nach 5 Kilometern in Zell, nach 10 Kilometern in Margetshöchheim, nach 17 Kilometern in Zellingen, nach 21 Kilometern in Himmelstadt und nach 28 Kilometern in Karlstadt gesorgt. Wer das Ziel in Gemünden im Schulzentrum am Hofweg 4 erreicht, der ist einen Ultramarathon mit 44 km gelaufen. Auch hier gibt es selbstverständlich Getränke und Verpflegung.
Nicht nur die „Kolping Boys und Girls“ engagieren sich heuer hierfür. Am alten Mainsteg in Margetshöchheim übernimmt die “Maroggo Schenke” als neuer Sponsor des Gedächtnislaufs das Catering: Das Team spendiert Getränke und Snacks für die Läuferinnen und Läufer. Für Teilnehmer, die bis nach Gemünden laufen, wird ein Taschentransport organisiert.
Dass der Würzburger Gedächtnislauf einen ganz anderen Charakter hat als gewöhnliche Sportwettbewerbe, zeigt sich laut Manfred Eck bereits an der Startsituation: Den ersten Kilometer laufen alle gemeinsam. Dies ist fest ins Konzept integriert. Erst danach preschen jene, die schneller laufen können und wollen, voran. Auf Zeitnahme wird bewusst verzichtet. Dennoch, so der Geschäftsführer der Katholischen Gesellenhausstiftung Würzburg, bleibt das Sportliche natürlich nicht völlig außen vor: „Dadurch, dass wir so früh im Jahr dran sind, wird der Gedächtnislauf auch zur Vorbereitung auf die anderen Läufe in der Saison genutzt.”
Das Motto des Laufs macht jedoch unmissverständlich klar, worum es im Kern geht. “Laufend Erinnerung bewahren”, lautet es. “Uns ist es ein großes Anliegen, die Themen ‘Krieg’ und ‘Frieden’ im Bewusstsein zu halten, wir müssen Lehren aus der Geschichte ziehen, wir müssen um Frieden ringen”, unterstreicht Manfred Eck.
Das wird sogar von Jahr zu Jahr wichtiger, gibt es doch immer weniger Menschen, die das Chaos des Kriegs und die Bombennacht noch miterlebt haben. Die davon als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen könnten. Die näherbringen könnten, was für Nachgeborene letztlich undenkbar erscheint.
Man kann sich das Entsetzen, die Verzweiflung und die Qualen der Angst der damaligen Menschen kaum vorstellen. Man kann sich kaum vorstellen, wie das war, aus der brennenden Stadt fliehen zu müssen – derart weit, sogar bis nach Gemünden. Am 80. Jahrestag der Bombennacht erinnern etliche Veranstaltungen an das, was damals passiert ist. Die Kolping-Mainfranken GmbH und das ganze Team des Gedächtnislaufs sind froh, ein Teil der Würzburger Erinnerungskultur sein zu dürfen.
Wichtiger denn je ist das Erinnern daran, dass, so Manfred Eck, Krieg niemals eine Alternative sein kann, auch angesichts der Tatsache, dass neuerlich mitten in Europa jeden Tag Menschen kriegsbedingt in Todesgefahr schweben. Der Gedächtnislauf setzt von daher auch ein Zeichen für den Frieden. Und nachdem das Thema „Flucht“ ebenfalls augenblicklich von hoher Brisanz ist, wird zumindest indirekt auch hier ein Zeichen gesetzt: „Was Flüchtlinge anbelangt, sind wir kompromisslos gegen jede Form von Diskriminierung.“