Würzburg: Nach Plakaten über Bahnstrecke – Urteil erwartet

Plakate über einer Bahnstrecke – die sollen zwei mutmaßliche Querdenker vor gut vier Jahren auf der Strecke zwischen Gemünden-Waigolshausen gespannt und einen ICE zu einer gefährlichen Schnellbremsung gezwungen haben. Am Dienstag könnte der Berufungsprozess vor dem Würzburger Landgericht zu Ende gehen.
Die Staatsanwaltschaft fordert auch weiterhin eine Haftstrafe für den 40-Jährigen – er soll für zwei Jahre hinter Gitter. Für seine 63-Jährige, mutmaßliche Komplizin, soll es eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten werden. Die Verteidigung plädiert dagegen auf Freispruch.
Zuletzt ist das Gutachten eines Verkehrsexperten vorgestellt worden, dadurch könnte die Strafe für die beiden Angeklagten womöglich geringer ausfallen. Der Grund: Der Zugführer hatte die höchste Abbremsstufe eingeleitet – das hätte er aber gar nicht tun müssen. Denn: Tatsächlich wären durch die Plakatwände – mit einem Gewicht von fünf Kilo –wohl keine größeren Schäden entstanden.
Und trotzdem: Für stehende Fahrgäste wie Ältere oder Kleinkinder habe durch die Bremsung ein hohes Sturzrisiko bestanden.
Die beiden Angeklagten weisen die Vorwürfe weiter zurück.
Zum Hintergrund
Das Amtsgericht Gemünden hatte den 40-Jährigen und die 63-Jährige bereits im Jahr 2022 wegen des fahrlässigen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und wegen Nötigung schuldig gesprochen. Der Mann bekam eine Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten – die Frau zu neun Monaten auf Bewährung.
Sowohl die Angeklagten als auch die Staatsanwaltschaft sind dagegen aber in Berufung gegangen.